Montag, 5. Dezember 2011

... und das Leben ist doch ein Ponyhof!

Vor einiger Zeit habe ich einmal einen "Psychotest" im Internet gemacht. Es galt, mehr über das eigene innere Kind herauszufinden. Ich habe damals erfahren: Mein inneres Kind ist zehn Jahre alt und will unbedingt ein Pony. Schön, es endlich schriftlich zu haben! Ich heiße Nel Blu, und ich bin süchtig. Es ist eine kostspielige Sucht. Allerdings wenn ich umrechne, wie viele Pferde sich manche andere in Form von Kokain durch die Nase jagen, komme ich noch vergleichsweise gut weg. 

Wie heißt es so schön?
Ein Pferd ohne Reiter ist immer noch ein Pferd,
ein Reiter ohne Pferd ist nur ein Mensch.

Alle, die meine Sucht teilen, wissen, was es heißt, über längere Zeit "nur ein Mensch" sein zu müssen. Der Entzug ist knallhart. Ein Dasein ohne samtige Schnobernasen, ohne das Ohrenspiel, ohne das stumme Zwiegespräch auf einsamen Waldwegen? Undenkbar. 

Kurz bevor ich ohne Zugang zu Rössern völlig durchdrehte, habe ich mich entschlossen, mir ein Stück Kindheit zurückzuholen und zwei Wochen auf dem Hof gebucht, der für mich quasi schon immer "der" Reiterhof war. Es ist immer ein besonderes Heimkommen.


Wenn man schon die Eltern, Großeltern, gar die Urgroßmutter des Pferdes gekannt hat, das man sattelt, kommt einem das Tier schon beinahe wie ein lieber Verwandter vor. Man findet die lieben Alten, die die Kindheit begleitet haben und schon lange über die Regenbogenbrücke gegangen sind, in den Jungen wieder. Sie sind im Blick, im Gefühl am Zügel, im Drehen eines Ohrs oder einer liebenswerten Schrulle, deren Herkunft man eindeutig zuordnen kann. 


Einige Grüße habe ich in letzter Zeit Richtung Pferdehimmel geschickt, meist zusammen mit einem Lächeln: "Weißt du noch?"

Ich weiß noch.

7 Kommentare:

  1. Wunderbare Worte. Wunderbare Geschichte. Besonders der Schluss. Gefällt mir sehr!

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  2. Dank dir. Ich habe auch länger dran gebastelt, weil es ziemlich schwer auszudrücken war, was ich empfinde. Dieses Gefühl gehört so sehr zum "Ich", zum "Sein", dass man schon eine ganze Weile in sich hineinhorchen muss, um es aus dem Unbewussten zu holen und in Worte fassen zu können.

    Schön, dass es nicht zu verschwurbelt daherkommt. :-)

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  3. Verschwurbelt? Ganz und gar nicht! Es ist die liebevolle Beschreibung von ... Liebe, und das, ohne kitschig zu sein. Großartig.

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  4. Ich finds auch nicht verschwurbelt!

    Aber das Wort "verschwurbelt" finde ich jetzt interessant. Kreative Eigenkomposition? Oder habe ich gerade eben wieder ein neues Wort aus dem unerschöpflichen Wortschatz unseres Nachbarlandes dazugelernt?

    LG aus Österreich,
    Klarissa

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  5. Nein, das Urheberrecht für "verschwurbelt" kann ich nicht für mich in Anspruch nehmen. :-D Ist wohl eins der Worte, die man so adoptiert, wenn man sich zu viel in Internetforen rumtreibt.

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  6. OH! Das hat mein tiefstes Inneres berührt! Diese Gefühle kenne ich auch! Bin seit frühster Kindheit geritten, hatte viele Jahre eigene Pferde und Ponys, musste aus privaten und gesundheitlichen Gründen alles aufgeben.....und die Sehnsucht ist immer noch da! Um diese Sehnsucht etwas zu stillen, spazier ich oft mit den Hunden an Pferdeweiden vorbei und geniesse einfach ihren Anblick!
    Lieben Gruß das Diva Frauchen

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  7. Diva Frauchen (und Diva) - fühlt euch geknuddelt!

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Nachricht für Nel? Ich würd' mich freuen ...